Es ist vollbracht, Zeit gut investiert.

Im Dezember 2023 habe ich meine Bachelorarbeit mit einer Gesamtlänge von 101 Seite fertiggestellt und mit 1,0 bestanden.

Diese Arbeit war die zweite Erfahrung mit wissenschaftlichen Texten im Hochschulumfeld. Währenddessen habe ich viel übers schreiben, Wissenschaftlichkeit aber auch über meine eigene Arbeitsweise gelernt. Meine Key Takeaways sowie einige Tools, die mir dabei geholfen haben, sind im Folgenden so umsetzbar wie möglich aufgeführt. Zu Beginn noch eine kleine Warnung. Da man sich im Nachhinein immer nur an die positiven Dinge erinnert, hört sich der Prozess vergleichsweise einfach an. Wenn du, wie ich, ein Mensch bist, der am besten unter Druck arbeitet, genieße diesen Artikel mit Vorsicht.

Rahmenbedingungen

Das Thema der Arbeit befasste sie mit Drohnen und Informationssicherheit. Zeitlich erstreckte sich von September 2023 bis Ende Dezember 2023. Dieser Zeitraum ist für Studenten aufgrund des Abgabezeitraums um Weihnachten und Neujahr denkbar ungünstig.
Viele Studenten ziehen es daher vor, eine Verlängerung um 2 Monate zu beantragen. Mein eigener Anspruch zusammen mit der Einstellung “besser wird es eh nicht” habe mich jedoch dazu motiviert, die Arbeit bis spätestens Ende Dezember fertigzustellen. Außerdem ist anzumerken, dass es sich bei meiner Arbeit um eine eher theoretische handelt.
Zwar hab ich im Rahmen dieser Arbeit eine Fallstudie durchgeführt und Experten interviewt, jedoch musste ich kein technisches System entwickeln oder mich mit dessen Einzelheiten auseinandersetzen.
Wie ich von Kommilitonen erfahren habe, ist dies ein zeitaufwendiger Prozess, der den zeitlichen Verlauf klar beeinflussen kann.

Key Learnings

Das Thema wird sich ändern

Zu Beginn der Arbeit stand die Idee, dass es “schon irgendwie möglich sein wird” ein Angriff auf die IT-Sicherheit mit einer Drohne durchzuführen. Wie sich nach einer etwas längeren Literaturrecherche schnell herausstellte, war das aber gar nicht so einfach wie zuerst angenommen.

Da es auf dem offenen Markt aktuell wenige Drohnen gibt, mit denen man Die IT-Sicherheit nicht destruktiv angreifen kann, wurde das Thema also schnell umformuliert vom ursprünglichen Titel „Bedrohungsanalyse und Gegenmaßnahmen zur Absicherung der IT-Sicherheit gegen kommerzielle Drohnengefahren“ zum neuen Titel „Bedrohnung von oben: Analyse des Gefahrenpotenzials von frei erhältlichen Drohnen für die Informationssicherheit von Unternehmen“.

Drone Hacking à la WatchDogs ist in der Realität herausfordern

Wie mir im weiteren Verlauf der Arbeit immer wieder klargemacht wurde, ist das nichts Neues. Ein sinngemäßes Zitat ist mir dabei besonders im Kopf geblieben.

Erst forscht man und dann passt man den Titel auf seine Ergebnisse an.

Unbekannt

Das ist natürlich nicht die feine wissenschaftliche Art und die Anpassung in meinem Fall war auch nur minimal. Dennoch denke ich immer wieder an diese Aussage zurück.

Motivation

Dass man Bücher über das Thema Motivation, gerade im Bereich größere Arbeiten schreiben könnte, steht außer Frage. Mich haben während der Arbeit jedoch neben dem zeitlichen Aspekt vor allem zwei Methoden motiviert.

Erste Methode ist die Pomodoro Technik. Hier gibt es viele Varianten, die bekannteste ist doch wohl die mit 25/5 Intervallen. Dabei wird immer 25 Minuten gearbeitet und 5 Minuten Pause gemacht. Nach vier Arbeitsintervallen wird eine längere Pause von 15 bis 20 Minuten eingelegt.

Während des Arbeitens hab ich drauf geachtet alle Ablenkungen bis auf die Pause aufzuschieben. An Tagen, an denen ich mich besonders leicht ablenken lassen habe, habe ich den ablenkenden Gedanken aufgeschrieben, um ihn aus dem Kopf zu haben. Positiver Nebeneffekt war die Vorfreude auf die Pause. Jeweiligen Zeitabschnitte zu tracken, habe ich das Tool YAPA 2.0 benutzt. Neben einstellbaren Intervallen bietet dies auch eine GitHub-Like Übersicht der gearbeiteten Zeit an den einzelnen Tagen.

Übersicht über der gearbeiten Zeit pro Tag

Die Länge der einzelnen Intervalle ist sehr individuell. Im Verlauf habe ich mit verschiedenen Längen experimentiert. 52/17, 45/10, 15/5 haben alle Vor- und Nachteile. Das genaue Intervall war bei mir auch Tagesformabhängig. In der Regel gebe ich jedoch beim 25/5 Intervall. Was ich ebenfalls sehr hilfreich fand, war das Aufstehen in den Pausen. Diese habe ich oft für ein Gespräch mit den Mitbewohnern oder dem Zubereiten einer Tasse grüne Tees genutzt.

Motivation auf der Zielgeraden – das “Panic Board”

Einen Trend, den ich von mir selbst während der Arbeit beobachte, war die Sinusförmige Motivationskurve. Am Anfang konnte ich es kaum erwarten, mehr über das Thema IT-Sicherheit und Drohnen zu lernen. Mit der Zeit stellte sich dann allerdings heraus, dass es doch nicht so viele Arbeiten gab und dass es tatsächlich Aufwand war all diese zu analysieren. Umgekehrt proportional zum Umfang meiner Citavi Bibliothek, in der ich relevante Artikel sammelte, entwickelte also sich meine Motivation und damit auch meine Arbeitszeit an der Bachelorarbeit.

Nicht wissenschaftliche Darstellung der Motivation während der Bachelorarbeit

In dieser Zeit fand ich mich in der Mitte Schaubilds. Diesen Punkt nannte mein Betreuer auch liebevoll das “Tal der Tränen“. Persönlich empfand ich die Wanderung durch dieses Tal als die schwerste Phase. Dies liegt vor allem an der Abwärtsspirale aus der fehlenden Motivation und den damit verbundenen negativen Gefühlen, welche die Motivation weiter schmälern.
Nach genug Zeit im Tal dachte ich, ich hätte die magische Lösung für einen Ausweg gefunden. Ich müsste mich nur 5 Minuten hinsetzen und mich dann von der aufkommenden Motivation weiter tragen lassen. Diese Methode hat bereits zuvor sehr gut funktioniert. Anfangen ist ja meist das schwerste. Doch als dann alle einfachen und angenehmen Aufgaben erledigt waren, ließen die vielversprechenden Ergebnisse nach. Es musste eine andere Lösung her. Ich stelle vor: Das Panic Board.

Das “Panic Board” zu Ende der Arbeit

Mit dem Ziel, Panik und eine bevorstehende Katastrophe zu visualisieren, hört sich dieser Ansatz eher nach einem mittelalterlichen Folterinstrument an. So oder so empfand ich das Konzept als extrem hilfreich und motivierend, da es vor allem drei Ziele verfolgte.
Zum einen half es der Struktur, da ich mir zu Beginn eine Liste mit allen verbleibenden Aufgaben bis zum Abschluss der Arbeit erstellt habe.
Außerdem erzeugt das Board, wie der Name schon sagt, eine gewisse Form von Panik, da es sowohl durch die verbleibenden Zettel auf der linken Seite als auch dem numerischen Wert oben rechts den zeitlichen Aspekt widerspiegelt.
Die dritte Motivationsquelle ist die Übersicht über die bereits erledigten Aufgaben. Dies lässt die verbleibenden Aufgaben weniger einschüchternd erscheinen, da man sich erneut seiner bisherigen Arbeit immer wieder bewusst wird.

Sich selbst ein Panic Board zu erstellen ist ziemlich einfach, falls du es selbst einmal ausprobieren willst.
Schreibe zunächst alle Aufgaben, auf, die du noch bis zur Erreichung deines Ziels erledigen musst. Diese Liste dient er als Orientierungshilfe, falls du oder eine Arbeit sitzt und nicht genau weißt, was du als Nächstes tun sollst. Schneide dann genug kleine Zettel aus und ordnete sie wie oben im Bild an. Zu Beginn befinden sich alle kleinen Zettel auf der linken Seite. Diese habe ich jeweils mit Datum versehen. Zudem hab ich zu Beginn Tage markiert, von denen ich schon wusste, dass ich nicht oder wenig zum Schreiben kommen werde. Am Ende jeden Tages nahm ich dann den Zettel des Tages vom Board, beschrieb ihn mit den heute erledigten Aufgaben und stempelte ihn mit dem aktuellen Datum. Dieser haptische Prozess des Stempelns markierte für mich jeweils das Ende der Arbeit.
Den Zettel des Tages hänge ich dann auf die rechte Seite des Boards. Außerdem aktualisiere ich die verbleibende Anzahl der Tage.
Natürlich ist es möglich, das Panic Board auch digital zu erstellen. Trotz meiner Liebe fürs Digitale empfehle ich aber sich für die analoge Variante zu entscheiden, da die Haptik und Übersichtlichkeit meiner Meinung nach großer Teil der Effizienz der Methode ist.

Zusammenfassung

Das Schreiben der Bachelorarbeit oder wissenschaftlichen Arbeiten allgemein ist der erwiesenermaßen nicht einfach. Während dem Schreiben meiner Bachelorarbeit habe ich jedoch einige Dinge gelernt, welche ich mir heute selbst als Tipp geben würde. Ein großer Punkt ist Motivation. Das Nutzen von Methoden wie der Pomodoro Technik kann helfen über lange Zeit produktiv zu bleiben. Zudem ist es hilfreich, gerade gegen Ende, einen gewissen Druck aufzubauen. Hierzu sollte man sich einen Überblick über verbleibende Tage und Aufgaben erstellen. Jedoch ist es meiner Meinung nach genau wichtig bereits erledigt Aufgaben darzustellen. Dies lässt die große Aufgabe “Arbeit fertigstellen” gegenüber bereits erledigten Aufgaben klein aussehen. Zudem sollte man auch verstehen, dass keine Arbeit so läuft wie geplant. Falls du jemanden kennst, der gleich zu Anfang den richtigen Titel wählt und durchgängig jeden Tag an der Arbeit schreibt, würde ich denjenigen gerne kennenlernen.

In diesem Sinne wünsche ich viel Erfolg beim Schreiben. Wie immer gilt: Work smart not hard. Die beste Zeit zu starten ist jetzt!

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